Inklusionskonzept
Was verstehen wir unter Inklusion?
In Artikel 24 der im Jahr 2009 verabschiedeten UN-Behindertenrechtskonvention wird das Recht von Menschen mit Behinderungen auf Bildung anerkannt. Die Vertragsstaaten verpflichten sich darin, ein Schulsystem zu entwickeln oder ihr bestehendes Schulsystem so zu verändern, dass Menschen mit Behinderungen gemeinsam mit anderen eine wohnortnahe Schule besuchen können.
In Bielefeld gibt es seit rund 25 Jahren integrativen Unterricht, das heißt, Kinder mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf werden gemeinsam in besonderen Klassen unterrichtet. Im Laufe der Jahre wurde hierfür der Begriff „Gemeinsames Lernen“ verwendet. Damit ist gemeint, dass die unterschiedlichen Gruppen von Kindern in einer Klasse nach ihren Möglichkeiten arbeiten.
Mittlerweile hat sich der Begriff „Inklusion” durchgesetzt, der die Heterogenität von Schülergruppen in den Blick nimmt. Im Sinne der Inklusion geht es nicht mehr nur darum, Kinder mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf gemeinsam zu unterrichten, sondern auch darum, den Unterricht so zu gestalten, dass jedes Kind nach seinen Möglichkeiten optimal lernen und bestmöglich gefördert werden kann. Insofern haben alle Kinder in einer Klasse das gleiche Recht auf optimale Lernmöglichkeiten, egal ob sie hochbegabt sind oder etwa den Förderbedarf „Geistige Entwicklung“ haben.
Damit werden neue Anforderungen an die Schule als Institution gestellt: Während früher das Prinzip des gleichschrittigen Lernens galt und Schülerinnen und Schüler, die nicht mithalten konnten, zurückgesetzt wurden, um eine vermeintliche Homogenität der Lerngruppe zu erhalten, kommt es heute im Sinne der Inklusion darauf an, durch andere Unterrichtsformen der Vielfalt einer Lerngruppe gerecht zu werden.
Deshalb meint Inklusion zweierlei:
- Zum einen das gemeinsame Lernen von Schülerinnen und Schülern mit und ohne sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf,
- zum anderen die Entwicklung und Umsetzung von Unterrichtskonzepten, die die vielfältigen Lernvoraussetzungen aller Schülerinnen und Schüler aufnehmen, so dass jedes Kind nach seinen Möglichkeiten gefördert (und gefordert) werden kann.
Inklusion an der Bückardtschule
An unserer Schule lernen Schülerinnen und Schüler mit den unterschiedlichsten Hintergründen. Es gibt viele Familien unterschiedlicher Herkunft, die zum Teil schon seit langer Zeit, zum Teil aber auch erst seit kurzer Zeit in Deutschland leben. Die Erfahrungen der Eltern mit dem Schulbesuch sind sehr unterschiedlich: Manche haben gar keine Schule besucht, andere sind gut gebildet. Die Integration dieser Familien ist unterschiedlich weit fortgeschritten: Viele beherrschen die deutsche Sprache, haben Kontakte zu deutschen Familien und kennen die Organisation von Verwaltung und Schule. Bei anderen Familien ist Deutsch hingegen immer noch eine Fremdsprache. Sie haben kaum Kontakte zu deutschen Familien und finden sich in der Organisation von Behörden nicht zurecht. Allein aus diesen Gründen kommen Kinder mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen in die Schule. Hinzu kommen individuelle Begabungen oder Schwierigkeiten, die diese Kinder mitbringen. Dazu zählen auch Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf.
Konsequenzen für die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Bückardtschule
Um der Heterogenität ihrer Schülerschaft gerecht zu werden, hat die Bückardtschule in den letzten Jahren ihren Unterricht schrittweise verändert. Es gibt Wochenpläne, differenzierte Lernangebote und Förderunterricht. Zudem arbeiten Lernförderkräfte an der Schule, deren Kosten für die Förderung einzelner Kinder aus dem „Bildung und Teilhabe“-Paket (BuT) nach Prüfung durch das Sozialamt übernommen werden. In der Schuleingangsphase kam eine Förderschullehrerin hinzu, die mit wenigen Kindern arbeitete, die eine besondere Förderung benötigten und bei denen ein sonderpädagogischer Unterstützungsbedarf festgestellt worden war.
Seit dem Schuljahr 2016/2017 ist die Bückardtschule eine Schwerpunktschule für den Bereich Inklusion. Das bedeutet, dass ihr nun Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf zugewiesen werden und dass eine Stelle für eine Sonderschullehrkraft eingerichtet wurde. Damit wurde das breit gefächerte Lernangebot der Schule erweitert.
Nach ausführlichen Diskussionen einigte sich das Kollegium der Bückardtschule im Sommer 2016 darauf, Schwerpunktklassen einzurichten, in denen Kinder mit und ohne Unterstützungsbedarf gemeinsam lernen. In diesen Klassen arbeitet ein Team aus Grundschullehrerin, Sonderschullehrer und OGS-Gruppenleiterin zusammen. Darüber hinaus werden einige Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf in anderen Klassen unterrichtet und nach ihren Möglichkeiten im Rahmen eines differenziert-individualisierenden Unterrichtskonzepts gefördert.
Inklusion an der Bückardtschule: Der derzeitige Stand
Im Folgenden wird ein Überblick über den derzeitigen Stand des inklusiven Konzeptes an der Bückardtschule gegeben:
Förderung der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf
- Zurzeit gibt es 18 Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf.
- Die Unterstützungsbedarfe liegen in den Bereichen Sprachliche Entwicklung (SE), Lernen (L),
Geistige Entwicklung (GG) sowie Emotionale und Soziale Entwicklung (ESE). - Drei Sonderschullehrer stehen zur Verfügung, seit 08.2025 unterstützen zusätzlich 2 MPTler.
- In den Schwerpunktklassen gibt es eine umfangreiche Doppelbesetzung, nach Möglichkeit mit einer Grundschullehrkraft und einer Förderschullehrkraft. Beide bilden das Klassenteam, das den Unterricht gemeinsam vorbereitet und die Schwerpunkte unter sich aufteilt. Beide Lehrkräfte sind für alle Kinder der Klasse zuständig.
- Eine Reihe von methodischen Entscheidungen oder Maßnahmen zur Verhaltenssteuerung wird mit der OGS-Gruppenleitung abgestimmt.
- Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den anderen Klassen werden nach ihren eigenen Möglichkeiten unterrichtet, wobei das Prinzip „Möglichst gemeinsam und da, wo es nötig ist, individuell“ umgesetzt wird.
- Schwerpunktmäßig werden Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf in Fördergruppen durch die sonderpädagogische Lehrkraft individuell unterrichtet (derzeit im Lernbereich Mathematik).
- Außerdem gibt es gemischte Fördergruppen, die aus Kindern mit und ohne ausgewiesenem Förderbedarf bestehen (derzeit in Deutsch).
Förderung besonders leistungsstarker Schülerinnen und Schüler:
- Förderung im differenziert-individualisierenden Unterricht
- Fördergruppen in Klasse 4 in Deutsch und Mathematik
Weitere Aufgaben des Sonderschullehrers:
- Mitarbeit in der Steuergruppe, besonders in den Bereichen „Fortbildungsplanung“ und „Schulentwicklung“
- Hospitation, Diagnostik und Beratung in Klassen mit Kindern, die in verschiedenen Bereichen Schwierigkeiten haben
- Beratung hinsichtlich methodischer Entscheidungen, besonders in Hinblick auf Möglichkeiten der Förderung verhaltensorigineller Kinder
- Beratung bei der Abfassung von Gutachten
- Mitarbeit bei der Entwicklung einheitlicher Förderpläne
- Mitarbeit bei der Entscheidung für ein Lehrwerk im Fach Deutsch, das inklusiven Unterricht berücksichtigt
Zusätzliche Förderangebote
An unserer Schule wird häufig in kleinen Gruppen gearbeitet. Es gibt zusätzliche Angebote wie Kurdisch und Arabisch. Einzelne Kinder erhalten Lernförderung. Eltern besuchen Deutschkurse. Studierende des Fachbereichs „Klinische Linguistik” erteilen Sprachtherapie und Studierende des Fachbereichs „Integrierte Sonderpädagogik” arbeiten im Rahmen des Projekts „Schule für Alle” mit Kindern. Darüber hinaus gibt es eine schulische Integrationshilfe sowie ein „Silentium“, eine vom Land NRW finanzierte Förderung in Deutsch oder Mathematik.
Räumlichkeiten:
Alle diese Maßnahmen erfordern viele räumliche Ressourcen, die leider nur begrenzt vorhanden sind. Eine genaue Belegungsplanung einzelner Räume ist deshalb unabdingbar. Zur Verfügung stehen derzeit:
- Im Erdgeschoss befindet sich ein Klassenraum, der beispielsweise für den Religions- oder Englischunterricht genutzt wird. Nach der fünften Stunde nehmen einzelne Gruppen dort ihr Mittagessen ein, da die Mensa zu klein ist.
- Im Erdgeschoss befindet sich außerdem ein Förderraum, der von einer kleinen Gruppe genutzt werden kann.
- Die Aula im 2. OG kann von Gruppen genutzt werden, wenn dort kein Musikunterricht stattfindet.
- Der „Leseclub“ im 3. OG.
- Die „Lerninsel“ in den Räumen der OGS im 3. OG bereithält besondere Angebote und deren Konzept wird im Moment federführend durch die Schulsozialarbeiterin entwickelt.
- Bereits im Schuljahr 2016/2017 wurde beantragt, eine GL-Klasse mit einem Raumteiler-System aus Regalen so zu unterteilen, dass ein kleiner „Gruppenraum” entsteht. Diese Maßnahme wurde im November 2017 umgesetzt.
Ausblick
Fortbildung:
Im Laufe des ersten Jahres wurden an unserer Schule mehrere schulinterne Fortbildungen zum Thema Inklusion durchgeführt. Dabei waren u. a. folgende Themenschwerpunkte:
- Leitbild der schulischen Arbeit,
- Schulregeln,
- Classroom Management,
- Strategien bei besonderem Verhalten von Schülerinnen und Schülern.
Ziel dieser Fortbildungen war es, den Unterricht nachhaltig zu verändern und Elemente der Verhaltenssteuerung bei verhaltensoriginellen Kindern kennenzulernen und anzuwenden. Die Fortbildungsreihe wird fortgesetzt und befasst sich im nächsten Schritt mit dem Schwerpunkt „Sprache und Sprachförderung im Unterricht“. Anschließend sollen weitere Bereiche bearbeitet werden, wie z. B.
- Diagnostik und Förderplanung
- Gemeinsames Lernen: Differenzierung und Leistungsbeurteilung
Unterrichtsentwicklung:
Da alle Klassen unserer Schule sehr heterogen sind, kommt ein Unterricht, bei dem alle zur selben Zeit das Gleiche machen, nur begrenzt in Betracht. Deshalb ist es notwendig, differenzierende und individualisierende Unterrichtskonzepte zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Eine besondere Herausforderung dabei ist der Spagat zwischen individuell erreichbaren Lernzielen und den geforderten Kompetenzen bzw. deren Abfrage in zentralen Prüfungen.
Überarbeitet am 02.10.2025
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Zuletzt aktualisiert von hollaender am 02.10.2025, 20:05:28.